Sterne Sehen – Asja Wiegand im Interview

Mit STERNE SEHEN erzählt Asja Wiegand nicht nur eine gefühlvolle Sommer-Fantasy Geschichte, sondern kehrt auch zu ihren zeichnerischen Wurzeln, dem Manga, zurück. Grund genug für uns, ihr ein paar Fragen zu stellen. Außerdem nach dem Klick: Freie STERNE SEHEN Leseprobe. 050

Sterne Sehen ist ein Projekt, dass du vor einiger Zeit online als Web-Comic angefangen hast. Nun hast du den Comic offline noch einmal neu angelegt und von vorne erzählt. Kannst du ein wenig Licht in die Sache bringen, warum?

Asja: Ich hab lernen müssen, dass die Arbeitsweise, die ein Webcomic braucht (alle paar Tage eine fertige Seite zu produzieren) nicht meins ist. Ich kann viel besser so arbeiten, dass ich erst sämtliche Seiten layoute, dann sämtliche Seiten skizziere, dann SÄMTLICHE Seiten tusche, usw. So kommt man natürlich nicht dazu, jeden (zweiten/dritten) Tag eine Seite zum Veröffentlichen fertig zu haben.

Ich find ja, man kann schon sehen, dass “Sterne sehen” im Vergleich zu vorher sehr viel näher an einer gewissen Manga-Ästhetik ist.

Asja: Dieser Stilwechsel war tatsächlich sehr wichtig für mich. Auf den meisten Illustrationen (nicht Comicseiten), die ich zum “alten” Sterne sehen gemacht habe, sind die Gesichter der Hauptfiguren nicht zu sehen. Rückblickend vermute ich ganz stark, dass das daran liegt, dass mir da schon unbewusst der Stil der Gesichter gar nicht gefallen hat. Mittlerweile ist mir das aber sehr bewusst! Und ich bin sehr glücklich mit dem Stil, den ich jetzt für Sterne sehen gefunden hab. Nennt es Manga, wenn ihr wollt – ich bin, egal unter welcher Bezeichnung, sehr zufrieden mit meiner Entscheidung. 🙂

Man erkennt deutlich den Stilwechsel, beispielsweise zu den Comicseiten, die du zu oh beigesteuert hast. Alles wirkt tatsächlich leichter und sommerlicher. Das liegt aber vermutlich auch an der Wahl der Zeichenmaterialien. Wie arbeitest du? Digital? Analog?

Asja: Teils, teils. Meine Layouts mache ich analog, also mit Bleistift auf Papier. Dazu falte ich eine Din A4 Seite zu 16 Kästchen. Jedes davon entspricht dann einer Seite des Comics. Dann wechsle ich an den PC, denn meine sauberen Skizzen mache ich mit Manga Studio. Das hat gute Tools, die einem das Panelrahmen zeichnen sehr vereinfachen, das machte mir analog immer am wenigsten Spaß … eigentlich überhaupt gar keinen. Die Skizzen drucke ich in Hellblau aus, und zwar auf seeehr glattes Papier, da ich diesmal zum ersten Mal mit Feder -mit einem G-Pen, um genau zu sein- getuscht habe. Auf dem glatten Papier gleitet die Feder sehr gut und kratzt nicht rum. Wenn fertig getuscht ist, scanne ich alles wieder ein und lege die Graustufen an.
Die Panelrahmen übrigens drucke ich gleich in Schwarz mit aus, dann muss ich sie nicht mehr nachziehen, kann sie einfach wieder mit einscannen und muss mich überhaupt nie wieder mit ihnen befassen. 😉

Dafür befasst du dich ja lieber mit deinen Figuren. Ich empfinde deine Geschichte als -die Amis würden sagen- sehr Character Driven. Wie bist du über die beiden Hauptfiguren Nina und Ela gestoßen? Und: Haben sich auch deren Charakterzüge durch den Wechsel von Comic zu Manga entwickelt?

Asja: Die beiden Charaktere begleiten mich ja schon ganz lange. Allerdings in verschiedenen Mutationen… die ersten Zeichnungen auf denen man sie als Nina und Ela erkennen würde, sind von 2003 in etwa. Da war Ela bereits das Alien, das sich bei Nina “einnistet”, aber mit deutlich anarchistischerem Touch. Natürlich haben sich die beiden über die Jahre auch mit mir verändert, aber vermutlich stehen sie für irgendwelche grundlegenden Charakterzüge meinerseits, sonst wäre ich nicht so beharrlich drangeblieben, irgendwann, also jetzt, ihre Geschichte zu erzählen.
Durch den Wechsel von Comic zu Manga haben sie sich nicht so sehr verändert. Aber mit der Neufassung ging ja auch nochmal eine Überarbeitung einher. Ich hatte mich frisch eingelesen in Dramaturgie, das hat sich hoffentlich auch in den beiden Figuren niedergeschlagen.

029

Neben den Figuren besticht die Atmosphäre und das Setting, das du gewählt hast. Einerseits sehr urban, andererseits dominiert in den Hintergründen stets die Natur.

Asja: Ich zeichne einfach so gern Natur! Lauter kleine Blättchen an einen Baum zeichnen, das kann sehr entspannend sein.
Nein, im Ernst. Ich hatte von Anfang an einfach einen Wunsch nach so einer Art Balance zwischen Natur und Stadt im Setting der Geschichte. Immer wieder kehrt die Geschichte ja in Ninas kleine Wohnung zurück, dem wollte ich dann in anderen Szenen möglichst offene Landschaften entgegensetzen.
Generell mag ich es sehr gern, Hintergründe zu zeichnen, ob urban oder Natur. Sie beleben so eine Comic/Manga-Story ungemein, meiner Meinung nach. Und sie können auch viel über eine Figur aussagen, Ninas Wohnung erzählt natürlich auch etwas über die Figur Nina. Aber man kann Hintergründe ja auch anders nutzen, als nur die “Fakten” zu zeichnen, Hintergründe vermitteln ebenso gut Stimmungen – subtil, aber dennoch eindringlich, im besten Fall.

Kurz nachgehakt: Gebäude und Natur aus dem Kopf, frei oder nach Vorlage, Foto?

Asja: Ganz gemischt. Ich habe einige Fotoreferenzen genutzt, z.B. findet man Ninas Joggingstrecke im Offenbacher Umland wieder.
Von Ninas Wohnhaus allerdings hatte ich eine so genaue Vorstellung im Kopf, dass ich keine zufriedenstellenden Fotos gefunden habe. Ich habe also das Haus in einem 3D-Programm von Grund auf gebaut. Dabei hat mir auch das ganz bewusste Ansehen, Studieren von Gebäuden geholfen, damit es wirklich nach einem Wohnhaus aussieht und nicht wie ein Klotz mit Fenstern dran.
Die meisten Naturzeichnungen sind dann wieder einfach nach Gefühl aus dem Kopf.

016

Kannst du uns schon verraten, was uns in Band 2 erwartet, ohne zu viel vom Ende von Teil 1 zu verraten?

Asja: Echt eine schwere Frage, mal sehen. Ich will ja auch keine Phrasen dreschen. Die große Frage von Band 1 wird jedenfalls mehr als nur einmal beantwortet werden. Welche Antwort dann die richtige ist…
Außerdem wird es wohl langsam Herbst werden. Und natürlich wird man Nina und Ela noch besser kennen lernen, so wie auch die Beiden einander noch besser kennen lernen werden.
Ich freu mich drauf!

Und wir erst!

Download Sterne Sehen Leseprobe hier!