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Das Schwein

17. 03. 2014

Sie und Lucy’s Boyfriend. Begegnungen in der Badezimmertür, beim
Plenum vor der Haustür rauchen und ablästern, mal besoffen
Geheimeres raushauen, und dann das!

Keine Liebesgeschichte, eine pornografische Geschichte.

Autorin und Zeichnerin Maria Hen inszeniert den sexuellen Akt zwischen zwei Liebenden als dramaturgischen Einakter, der dem Leser einerseits die pornografische Rolle des Voyeurs zuweist, andererseits gelingt ihr ein erzählerisches Kunststück, dass die Kurzgeschichte “Das Schwein” über die bloße Darstellung einer sexuellen Fantasie erhöht: Sie verpasst dem Geschehen eine Geschichte, die nicht als Mittel zum Zweck auf den Akt hinführt, sondern mit den Gefühlen, der Lust und der Unsicherheit der Figuren unabdingbar verknüpft ist, und sich wie en passant zwischen den sehr eindeutigen Bildern entfaltet. Mit anderen Worten: Dieser Porno funktioniert nicht ohne Geschichte. Und diese Geschichte würde nicht ohne Porno funktionieren.

Im Geiste von Zwerchfells Anthologie Bettgeschichten beweist die Künstlerin, dass erzählerische Raffinesse und Pornografie sich gut miteinander vertragen. Die Verweigerung von fleischiger Farbgebung und Hochglanzästhetik unterstreicht gleichzeitig den Ton des Verruchten und die nüchterne Alltäglichkeit von Sex und Nacktheit in dieser sehr privaten Begegnung.

Das Schwein

17. 03. 2014