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Olli Ferreira

15. 02. 2016

Der gelernte ehemalige Verwaltungsfachangestellte wurde 1967 in Kaltenkirchen geboren und in die Kindheit entlassen. Ende 1992 zog er nach Hamburg und da wohnt er immer noch. Mitte der Neunziger erschien im VERLAG SPRÜHENDE PHANTASIE seine Kurzgeschichtensammlung “Schlaraffenland”. Danach hieß es: Comicheftchen – DIY. Seit Anfang der 2000er waren das: “Horni”, “Jungs lesen MILLBRAND” sowie “Daniel & Oleg” (zusammen mit René Roggmann). Letzteres wurde vom Zwerchfell Verlag 2007 auch als Buch herausgebracht, und auf dem Erlanger Comicfestival 2008 prompt mit dem ICOM Preis als „Bester Kurzcomic Funny“ geehrt. Nach Jahren harter Schwarz-Weiß-Arbeit ist „Dorle“, das Duo-Projekt mit Calle Claus, sein erstes Buch in Farbe!

Dorle

13. 02. 2016

In ihrem ersten Gemeinschaftswerk machen Olli Ferreira und Calle Claus uns mit der wohl unsympathischsten und gleichzeitig liebenswertesten Hauptfigur deutscher Comicgeschichte bekannt: Dorle Schönböck. Studentin der Kulturphänomelogie (auf Bachelor, das studiert sich nicht mal eben so nebenbei) aus Hamburg. Deren wohlhabende Eltern drehen dem jungen Möchtergern It-Girl den Geldhahn zu, oder wie Dorle es selber ausdrückt: werfen ihre eigene Tochter dem neoliberalen Ausbeutungsmoloch zum Fraß vor.

Und so beginnt Dorles Abenteuer auf dem freien Arbeits(kleider)markt. Wenig Unterstützung erfährt sie dabei von ihrer verhassten BFF Nini und selbst die regelmäßig besuchte Floating-gestütze Isolations-zentrierte Bestätigungs-Therapeutin Dr. Bonke-Lösfeld ist mehr an den Brüsten von Dorles Mutter, als an ihrer Klientin interessiert.

“Warum kann das Leben nicht einfach mal nur schön sein?”, fragt Dorle zurecht und begibt sich nach erfolgreicher Jobfindung auf einen Selbstablenkungstrip nach schanzenbewährtem Rezept mit Sternbier, Kickern und koksbedingter Impotenz. Als dann auch noch ein viel zu später Bonding-Trip mit ihrer Mutter nach Paris ordentlich in die Hose geht, strudelt Dorle in einen Abgrund von Erpressung, Leidenschaft und sogar Mord.

DORLE ist das lange überfällige Update des Mädchenromans, quasi die Bravo-Foto-Hate-Story, eine emanzipierte Gabi, eine entzauberte Bibi Blocksberg, die sich noch ichbezogener als Lena Dunham durch die Jung-sein-Scheiße hexen muss. Dass sie am Ende dann eben doch des Lesers Darling wird, liegt natürlich an der Gesellschaft, also ihrer ganz eigenen, in der wirklich niemand sympathisch ist und niemandem auch nur ein gutes Haar wächst.

Soll noch mal einer behaupten, deutsche Autoren wüßten nicht, wie schwarzer Humor geht.