Lukas Kummer und Adrian Richter: Zwei Falotten

Dass Lukas Kummer und Adrian Richter zwei glorreiche Halunken sind, ist uns bestens bekannt, durften wir doch ihre Debut-Comics “Die Verwerfung” und “Eichhörnchen” veröffentlichen. Wenn zwei unserer Künstler dann gemeinsame Sache machen und ihre Werke unter vereintem Banner im Internet publizieren, recken wir natürlich die Fäuste gen Himmel und rufen “Hallelujah” …. haben aber auch ein paar Fragen an die beiden FALOTTEN.

Neben den bereits veröffentlichten Werken starten beide übrigens brandneue Comics, Adrian mit dem anscheinend auf epische Ausmaße angelegte DRIFTING CLOUDS und Lukas mit FRUSTRATION UND MISSGUNST. Wir haben die beiden in einem Internet getroffen und ein paar Fragen zu ihrem Web-Comic-Portal FALOTTEN gestellt:

Zwerchfell: Falotten – ein ominöser Name für ein Projekt: Ein anderes Wort für Gauner oder Betrüger, klärt mich die Google-Suche auf. Unter diesem Namen habt ihr euch zusammengeschlossen und publiziert eure Comics fortan gebündelt im Netz – gratis und auf englisch. Wie kam es dazu? Und warum dieser Name? 

Falotten: Über Logo und Namen haben wir lange nachgedacht. Wir haben uns etliche Entwürfe hin und her geschickt. Irgendwann dachten wir uns, dass es ganz nett wäre, eine Art Figur zu haben, einen kleinen Gauner. Adrian hat dann dieses wunderbare Männchen designt. Und obwohl ich der Österreicher bin, kam er mit “Falott” daher. Falott, das ist, wie du schon gegoogelt hast, ein österreichisches Wort für Gauner, Halunke. Der Mafiosi, der den Laden aufmischt, aber in der Familie hält man zusammen. Als grundlegende Philosophie für dieses Projekt empfanden wir das als sehr passend. Wir sind zwar keine Ganoven, stehen in der deutschen Comiclandschaft aber doch irgendwie wie Outlaws da. Unserer Sachen sind irgendwo zwischen Mainstream und Underground. Falotten Comics ist der Versuch, mittels Internet unsere Leserschaft zu finden. Wir glauben fest daran, dass es sie gibt. Wir müssen nur zueinander kommen.

Zwerchfell: Ihr kennt euch durch das Studium, seid beide bei uns im Verlag gelandet, nun -trotz einer örtlichen Distanz- präsentiert ihr eure Werke gemeinsam. Was verbindet euch und vor allem eure Comics? Und was trennt euch? 

Falotten: Uns verbindet auf jeden Fall die Auffassung, dass wir bekannter sein sollten, als wir es derzeit sind. Das klingt jetzt erstmal ziemlich überheblich und anmaßend. Andererseits, sieht man sich an, was für ein Mist auf diversen Comic Plattformen 10 Millionen likes hat, macht einen das schon nachdenklich. Adrian und ich machen Comics aus voller Leidenschaft, so blöd das auch klingen mag. Wir stecken sehr viel Zeit und Mühe in unsere Projekte und haben trotzdem das Gefühl, dass niemand unsere Sachen liest. Ein Grund dafür ist bestimmt, dass die erfolgreichen Webcomic Leute wissen, wie man sich vermarktet. Ich kann mich selbst nicht vermarkten, ich fühle mich dann immer so schmierig. Aber ich kann eine Sache vermarkten. Falotten Comics zum Beispiel. Und gemeinsam haben wir auf jeden Fall eine größere Reichweite. Trennen tut uns eigentlich sehr wenig. Bislang läuft die Zusammenarbeit ziemlich glatt. Und auch unsere Geschichten passen zusammen.

Zwerchfell: Klassische Bewerbungsgesprächsfrage: Wo seht ihr Falotten in 5 Jahren? Oder auch in 5 Monaten? Was plant ihr für dieses Jahr auf der Plattform? 

Falotten: Keine Ahnung. Erstmal wollen wir wirklich nur Falotten Comics als Überbegriff für eine Art von Comics etablieren, die auf dem deutschen Markt unterrepräsentiert ist. Im besten Fall wird Falotten Comics so etwas wie eine Marke, oder ein Gütesiegel. Wenn das klappt, sehen wir weiter.

Zwerchfell: Nun bringen wir ja als Verlag demnächst Prince oder auch Prinz Gigahertz in einer kleinen Print-Auflage unters Volk. Glaubt ihr, dass ein Gratis-Zugang zu euren Werken einer Print-Veröffentlichung potentiell schadet oder eher nutzt? 

Falotten: Das nützt auf jeden Fall eher, als dass es schadet. Ich habe den Eindruck, dass Leute eher bereit sind Geld für etwas auszugeben, dass sie schon kennen, als einen Blindkauf zu tätigen. Bücher sind etwas für Liebhaber. Die kaufen das Buch, weil sie es im Regal haben wollen, egal ob sie die Story schon kennen oder nicht. Oder weil sie eine Sache unterstützen möchten. Das klassische Verlagsmodell, fürchten wir, ist ein Auslaufmodell.

Zwerchfell: Wird es Sachen geben, die ihr von Falotten fernhalten möchtet? Und Hand aufs Herz: Werdet ihr in dem Moment, wo ihr die Lesers angefixt habt, eine Paywall hochziehen? 

Falotten: Meinst du inhaltlich? Das ist eine Frage für die Zukunft. Erstmal möchten wir versuchen, mit unseren Sachen eine kleine Fanbase aufzubauen. Ob wir dann noch Zeichnerinnen und Zeichner dazu holen, mal schauen :). Und eine Paywall wird es nie geben! Dass man mit Comics kein Geld verdienen kann, haben wir schon längst eingesehen. Das ist uns auch nicht mehr wichtig. Vielleicht werden wir die Plattform in Zukunft nützen, um ein Kickstarter Projekt anzufeuern. Oder Patreon einrichten. Im Moment würde es uns aber reichen, wenn die Leute unsere Sachen lesen.

Wir wünschen Falotten einen grandiosen Start und die wohlverdiente Aufmerksamkeit!