Neu im Februar: Frankfurt, 1848

Mit “Frankfurt, 1848 – Skizzen einer Revolution” erscheint der dritte Band der Reihe “Frankfurter Stadgeschichte für Kinder”, die wir zusammen mit dem Jungen Museum Frankfurt veröffentlichen. Diesmal geht es um die Nationalversammlung, die 1848 versuchte, die Monarchie durch eine Demokratie abzulösen. Das Buch erscheint am 15.2.2021

Im 19. Jahrhundert fordern in ganz Europa Männer wie Frauen mehr politische Mitbestimmung und
Meinungsfreiheit. 1848 finden demokratische Revolutionen statt, so auch in den deutschen Staaten.
In der Frankfurter Paulskirche trifft sich die frei gewählte Nationalversammlung, um der neuen
Demokratie eine Verfassung mit Grund- und Bürgerrechten zu geben.
Und mittendrin ist Vera, Tochter aus gutem Hause, künstlerisch begabt und politisch interessiert. In
ihrem Tagebuch schildert sie die Aufbruchsstimmung in Frankfurts Straßen und die schwierigen
Verhandlungen in der Paulskirche, erzählt von ihren Begegnungen mit dem jungen Revolutionär
Georg – und auch dem Konflikt mit ihren Eltern, die ihre Tochter lieber gut verheiratet als politisch
interessiert sehen. Alles ändert sich, als preußische Truppen in Frankfurt einmarschieren.

Foto: © Salome Roessler / lensandlight

Das Team hinter dem Buch ist gleich geblieben: Geschichte und Text hat sich Christopher Tauber ausgedacht. Danach hat sich Annelie Wagner den Bildern angenommen: Beides schlägt diesmal einen etwas reiferen, ernsthafteren Ton an. Wir haben Annelie ein paar Fragen zur Arbeit am dritten Band gestellt.

Die Reihe wird ja durch die Themenvorgabe immer politischer. Inwiefern denkst du zeichnet sich das in der Handlung und vor allem in deinen Bildern ab?

Annelie Wagner: Die Geschichte und ihre Protagonisten sind erwachsener, als in den vorherigen beiden Comicbänden. Das war in dem Fall auch notwendig, um den etwas komplexeren Inhalt besser transportieren zu können. Das spiegelt sich auch im Illustrationsstil wider, durch eine realistischeren Zeichenstil sowie Farbpalette und den schwarzen Schattenflächen.

Welche neuen Seiten von Frankfurt hast du selbst über die Arbeit an diesem Band kennengelernt? Begleiten dich die Comics bei deinem alltäglichen Weg durch Frankfurt? Hast du schon den Rechercheblick der Zeichnerin, wenn du über den Römer spazieren gehst?

Annelie Wagner: Mein Blick auf Frankfurt hat sich definitiv verändert. Gerade wenn ich mich an Orten wie dem Römer oder am Platz vor der Paulskirche befinde, schwingt nun immer auch ein Stück Geschichte für mich mit. Manchmal stelle ich mir sogar vor, dass ich mich jetzt gerade im Jahr 1848, oder irgendwann in der Vergangenheit befinde. Und dann überlege ich, wie die Stadt und Menschen damals ausgesehen haben und was sie gerade tun würden. Meine Bindung zu Frankfurt ist seitdem um einiges tiefer geworden.

Gibt es etwas Frankfurt-spezifisches – ob historisch oder nicht- was du gerne mal als Geschichte -sei es ein Comic, ein Buch oder ein Film- nacherzählt lesen würdest oder gar selbst erzählen möchtest?

Annelie Wagner: Eine Geschichte über die Entstehung fänd ich persönlich sehr spannend und wie sich die Stadt dann weiterentwickelt hat. Mich interessiert es sehr, wie Dinge in ihrem Ursprung aussahen und wie sie entstanden sind.

Wie glaubst du, lässt sich die Handlung von vor fast 200 Jahren mit unserer heutigen Welt und der Welt von Jugendlichen verknüpfen?

Annelie Wagner: Den Menschen die sich vor gut 200 Jahren in der Paulskirche versammelt haben, wollten frei bestimmen können und nicht der Herrschaft einer Obrigkeit unterliegen. Das sind Themen, die für die Menschen heute noch genauso aktuell sind, wie damals.
Genauso sind die Kämpfe zwischen Vera und ihren Eltern, um mehr Selbstbestimmung, Unabhängigkeit und eine eigene Meinung haben zu dürfen, zeitlose Themen mit denen junge Menschen sich auch heute noch rumschlagen müssen.

Frankfurt nur eine Stadt der Wirtschaft und der Banken? Weitgefehlt. Wer sich mit der Historie der Stadt am Main auseinandersetzt, stellt fest, dass hier immer wieder Geschichte gemacht wurde – und zwar für die gesamte Republik, selbst als es diese noch gar nicht gab. Hier wurde der Kaiser gekrönt, der erste Versuch einer demokratischen Verfassung unternommen, sie galt als Epizentrum der Apo-Bewegung der 60er, Startbahnwest… und natürlich sind die Frankfurterinnen und Frankfurter ihr ganz eigener Schlag Menschen, die all dies miterlebten. Und da sind wir schon beim Stichwort:

Mit Frankfurt „1742 – Das größte Fest der Welt” startete das Junge Museum Frankfurt 2017 eine hauseigene Comicreihe in Zusammenarbeit mit dem Zwerchfell Verlag, um Kindern und Jugendlichen die bedeutendsten Ereignisse ihrer Stadt näherzubringen. Durch fiktive Geschichten, bei denen die Historie lediglich der Hintergrund ist, erleben die jungen Leser*innen diese intensiver mit. Die Kernhandlungen über Freundschaft, Ungerechtigkeiten und ja, auch der Liebe, vermitteln, dass keine Zeit jemals unpolitisch ist und die eigenen Sorgen oftmals nicht so fern vom sogenannten Bigger Picture sind.
Alle Comics beinhalten ein Glossar und Hintergrundinformationen, die die Geschichte verständlicher werden lässt.
Die Comics entstehen unter der wissenschaftlichen Betreuung der Museumsleitung und externer Ratgeber (z.B. Museum Judengasse Frankfurt). Auch für internationales Publikum sind die Geschichten zugänglich, werden sie doch allesamt vom preisgekrönten Übersetzer Paul Richards in die englische Sprache übertragen.